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Virus trifft Smartphone

Bild von Markus Winkler - Pixabay

Im Frühjahr haben sich viele Menschen die Corona-Warn-App heruntergeladen. In der Erwartung, dass sich die App meldet, wenn der Nutzer sich länger in der Nähe einer infizierten Person aufhält. Wer die rote Warnung vor erhöhtem Risiko erhält, soll sich umgehend beim Gesundheitsamt melden. Doch Nutzer, die z.B. aus beruflichen Gründen stärker mit Infizierten in Kontakt kommen, erhalten häufig die Meldung „geringes Risiko“. Andere wiederum sehen diese Meldung auf ihrem Smartphone, ohne sich wirklich bewusst in der Nähe einer Person aufgehalten zu haben.

Was kann die App und was nicht?

Das Ziel der App ist es, Menschen schnell zu informieren – nicht sie zentral zu erfassen oder die Daten zu verkaufen oder anders zu verwenden. Sie misst via Bluetooth den Abstand zur infizierten Person in größeren Intervallen. Und daher ist sie auch nicht so genau. Sie informiert uns, wenn wir Kontakt mit nachweislich Corona-positiv getesteten Personen hatten. Außerdem ist ein wesentlicher Bestandteil der App das QR-Code-Verfahren, mit dessen Hilfe getestete Menschen ihre Ergebnisse pseudonymisiert an die App melden können. Bei der App wurde auf Dezentralität und eine konsequente Privatsphäre geachtet.

Für das neue Ziel, die Eindämmung von „Clustern“ und nicht der Einzelinfektionen, reicht aber diese bislang eingesetzte Abstandsmessung einfach nicht mehr aus. Doch wie können sogenannte „Superspreader“ (Cluster) schnell gefunden und erfasst werden? Also Menschen, die in der Lage sind, in geeigneten Situationen besonders viele anzustecken?

Die Computerzeitung CT hat das Problem genauer unter die Lupe genommen und sich die unterschiedlichen Erfassungen z.B. im Restaurant auf Papier oder über eine App einmal angesehen.

Mit Papier und Bleistift versuchen wir in Restaurants und in potenziellen Cluster-Events, die Kontaktdaten der Anwesenden zu erfassen. Doch kaum jemandem ist wohl bei dem Gedanken, die eigenen Daten so offen zu präsentieren – ohne zu wissen, was mit ihnen genau geschieht. Deshalb geben Kunden, Besucher, Gäste (m/w/d) häufig falsche Daten an und im Ernstfall sind die Gesundheitsämter mit der Kontaktierung der Personen überfordert.

Dezentrales, anonymes Erfassen von Zusammenkünften

Linus Neumann, von der Computerzeitschrift CT favorisiert die Erweiterung des „DP3T- Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing“ auf die Erfassung von Zusammenkünften (CrowdNotifier).

Das „DP3T- Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing“, ein Vorschlag einer internationalen Forschungsgruppe von bekannten Expertinnen für Privatsphäre, Datenschutz und Kryptographie hat sich bereits durchgesetzt. Das Konzept wurde international umgesetzt und in einer beispiellosen Zusammenarbeit von Apple und Google adaptiert.

Laut Linus Neumann ist das CrowdNotifier-System einfach und datensparsam: „Wie schon beim Contact Tracing gibt es keine zentrale Datensammlung darüber, wer wen wann und wo getroffen hat. Die Information, dass eine Person Teil einer Zusammenkunft war, wird ausschließlich auf ihrem eigenen Gerät gespeichert.“

Alles, was die Mitglieder der Zusammenkunft dafür tun müssen, ist einmalig einen zufällig generierten QR-Code zu scannen. Der Aufenthaltsort und die anderen Teilnehmer werden nicht erfasst. Der gescannte Code wird von der Warn-App nun analog zu dem einer Person lokal gespeichert. Eine Warnung erfolgt, wenn jemand aus der Gruppe einen positiven COVID-19 Test in seine App einträgt. Über den gemeinsamen QR-Code werden damit alle anderen informiert. Durch diese Technik wird auch sichergestellt, dass nicht erkennbar ist, von welchem Gruppenmitglied der Test eingetragen wurde.

Die QR-Codes können bei spontanen Treffen oder Meetings generiert werden oder auch dauerhaft von den Betreiberinnen gastronomischer oder kultureller Einrichtungen genutzt werden. Beim Betreten des Restaurants wird einfach der QR-Code gescannt, beim Verlassen meldet man sich wieder ab. Das Ausfüllen des Zettels wird überflüssig, die privaten Daten bleiben auf dem eigenen Smartphone.

Mein Fazit:

Ohne eine App, die dezentral alle Zusammenkünfte anonym erfasst, sind wir nicht in der Lage, infizierte Gruppen schnell zu erfassen und die Umgebung rechtzeitig zu warnen. In Ländern wie z.B. Australien und Vietnam funktioniert das normale Leben mit Hilfe dieser Datenerfassung wieder fast normal. Die anonyme Datenerfassung bedeutet für die Menschen dort Freiheit.

Mit den aktuellen Funktionen der App machen wir vieles richtig, und können die einzelnen Kontakte nachverfolgen.  Wie jedoch Virologen feststellen, wird die Verfolgung von Cluster-Events (SuperSpreader) immer wichtiger. Genau hierzu dient die vorgestellte Erweiterung CrowdNotifier.

Eine andere Möglichkeit ist das Kontakttagebuch. Aus Regierungskreisen soll dies Ende Februar in die App integriert werden. Hierbei müssen die Nutzer die Kontakte manuell eintragen – bei einem Restaurantbesuch hilft dieses Konzept nicht.

Hoffen wir, dass die Bundesregierung nicht einfach analoge Konzepte wie ein Tagebuch 1:1 in die digitale Welt überträgt, sondern wirklich digital denkt und handelt.

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Anne Fabritius:
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