Macht der Verantwortung für Mandatsträger und Führungskräfte
Ob Führungspersönlichkeiten und Mitglieder von Aufsichts- und Beiräten ihrer Verantwortung gerecht werden, hängt auch davon ab, wie sie ihre Macht ausüben. Idealerweise sollte dies im Einklang mit ihrer Rolle und ihrem Vermögen, sich durchzusetzen, geschehen.
Der Begriff „Macht“ löst bei vielen Menschen negative Assoziationen aus – wie Kontrollverlust, Unterdrückung, autoritäre Strukturen und Korruption. Andererseits spielt die Macht auch in der katholischen Liturgie eine Rolle, wo von der „Allmacht“ Gottes die Rede ist. Der Begriff leitet sich vom Verb „machen“ ab – je mehr jemand machen kann, desto mächtiger ist er. Doch wenn Macht über andere ausgeübt wird, erliegen manche Menschen der Versuchung, ihre Macht zu missbrauchen. In der Geschichte vieler Staaten und auch der Kirche gibt es zahlreiche Beispiele für die Gefahr des Machtmissbrauchs.
Die dunkle Seite der Macht: Wie Machtmissbrauch Unternehmen zerstören kann
Ein Beispiel für den Missbrauch von Macht gepaart mit Machtgier ist der Skandal um den deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard. Er wurde aufgrund unzureichender interner Kontrollen und Bilanzfälschungen in den Bankrott getrieben.
Macht kann im Unternehmenskontext daher ein zweischneidiges Schwert sein, insbesondere wenn es um AR/ Beiräte und Führungskräfte geht. Während die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, den Weg zu Fortschritt und Wachstum ebnen kann, hat eine missbräuchliche Nutzung von Macht oft katastrophale Folgen. Machtmissbrauch kann in verschiedenen Formen auftreten, wie beispielsweise in Form von Unterdrückung, Ausnutzung von Mitarbeitenden oder der Verwendung von Macht für persönliche Gewinne. Daher ist es wichtig, zu verstehen, wie man Machtmissbrauch erkennt und wie man ihn vermeidet.
Macht über Macht: Wie man Machtmissbrauch in Führungspositionen erkennt und verhindert
In der Vergangenheit dominierte in Deutschland oft ein autoritärer Führungsstil, bei dem Befehle erteilt und Mitarbeiter kontrolliert wurden, anstatt sie zu motivieren, zu unterstützen und ins Team zu vertrauen. Es gab dafür Gründe von außen, wie Prestige und Ansehen, aber auch durch die innere Struktur der Organisation wie z.B. eine eingeschränkte Entscheidungsfreiheit oder die gewünschte Personalführung im Unternehmen. Das führte dann dazu, dass Führungskräfte ihre Macht nutzten, um Entscheidungen durchzusetzen, die nicht im besten Interesse des Unternehmens oder der Mitarbeiter waren. Auch wenn Führungskräfte ihre Entscheidungen und Handlungen nicht angemessen transparent kommunizieren, können Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Führungskräfte Macht missbrauchen. Am Ende ist daher ein AR /Beirat gefragt, der das Verhalten des Vorstands überwacht und auf möglichen Missbrauch reagiert.
Doch Macht kann auch eine positive Kraft sein. Durch sie können Veränderungen angestoßen und Chancen geschaffen werden.
Die Macht der Verantwortung: Wie man Macht positiv nutzt
„Macht ist wie ein Baum – sie kann zum Wachstum und zur Schönheit beitragen, aber wenn sie nicht richtig gepflegt wird, kann sie auch zum Sturz führen.“ – Lao Tzu
Wie könnte das „pflegen“ gelingen? Ein möglicher Weg ist, sich immer wieder Fragen zur Macht zu stellen – z.B. traue ich mich, meinen Willen gegen Widerstände durchzusetzen? Höre ich auf die Widerstände und überlege, wie ich kreativ darauf reagieren kann? Verleiht mir Macht die Kraft, die mich befähigt, die Welt zu gestalten, als Verantwortung für mehr Menschlichkeit?
Es gibt dabei verschiedene Quellen von Macht, die unbedingt in die Gestaltung einfließen sollen:
- Macht der Herkunft: Generationenwechsel im Unternehmen. Die Familienzugehörigkeit bestimmt über die Führungsposition im Unternehmen.
- Macht der Mehrheit: In einem Gremium setzen sich diverse Denkansätze nicht durch – da sie nicht der Mehrheitsmeinung entsprechen. Durch Mitbestimmung der Mitarbeiter können sich Ideen von „unten“ durchsetzen.
- Macht des Wissens: Innovation und Erfolg am Markt sind nicht möglich ohne Fachwissen. Der Aufsichtsrat benötigt Wissen über Unternehmensdaten, um Entscheidungen zu treffen und zu kontrollieren.
- Macht der Gefühle: Emotionen können eine enorme Macht ausüben. Sie können motivieren und zu Höchstleistungen antreiben. Aber sie können auch zu emotionaler Erpressung führen.
- Macht der Rolle: Führungskräfte haben eine höhere Position als ihre Mitarbeiter und können dadurch Macht ausüben. Aber auch innerhalb von Gruppen kann es zu unbewussten Machtstrukturen kommen, genau wie ohne einen ausgewiesenen Chef.
- Überzeugungen: Eigene Überzeugungen und Werte können eine starke Macht ausüben. Sie können helfen, zu motivieren oder klare Entscheidungen zu treffen. Starke Überzeugungen können aber auch diskriminierend wirken oder als intolerant wahrgenommen werden.
Es gibt zahlreiche positive Beispiele von Unternehmen und Führungskräften, die ihre Macht verantwortungsvoll nutzen und sich für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung einsetzen. Ein vorbildliches Beispiel ist für mich die Otto Group, die sich bemüht, mit Macht nachhaltig Visionen zu erzeugen und trotz Kritik sich als zweit größter Online-Versand zu behaupten. Sie hat beispielsweise ein umfassendes Nachhaltigkeitsprogramm aufgelegt und verpflichtet sich zu Transparenz und verantwortungsvollem Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Auch Ritter Sport setzt sich seit langem für Nachhaltigkeit und fairen Handel ein und hat beispielsweise eine eigene Stiftung zur Förderung von Projekten in Anbauländern gegründet. Zudem setzt Ritter Sport auf eine offene Kommunikation und Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Entscheidungen.
AR /Beirat im Umgang mit Macht
Doch wer kontrolliert eigentlich die Führungskräfte im Umgang mit Macht?
In dem Deutschen Corporate Governance Kodex wird daraufhin gewiesen, dass Vorstand und Gremien eine Verpflichtung haben, für die Enkelfähigkeit sowie für eine nachhaltige Wertschöpfung zu sorgen.
Wie kann das gelingen? Kontrollorgane können darauf achten, dass Macht positiv eingesetzt wird, indem sie eine klare und transparente Unternehmenskultur fördern, die auf Werten wie Vertrauen, Respekt, Offenheit und Verantwortlichkeit basiert. Auch indem sie diese Kultur in der Gremienarbeit umsetzen. Bei der Personalauswahl spielt heute deshalb neben der fachlich-digitalen Kompetenz noch der Führungsstil eine bedeutende Rolle. Um Machtmissbrauch zu erkennen, ist eine Art Beschwerdemanagement System notwendig, damit Personal sich anonym melden und zur schnellen Aufklärung beitragen kann. Das Gegenteil führt zu einem erheblichen Vertrauensverlust, wie ihn derzeit die Kirchen erleben.
Machtspiele beiseite! Warum verantwortungsvolle Führung entscheidend ist
Macht als kreative Gestaltungsmöglichkeit: Wie Führungskräfte Verantwortung übernehmen können?
Eine Führungskraft, die Macht verantwortungsvoll nutzt, sollte sich auf die Schaffung einer positiven Unternehmenskultur konzentrieren, die auf Vertrauen, Respekt und Zusammenarbeit basiert. Dabei sollte sie sich in der Rolle immer hinterfragen, warum die Macht ausgeführt wird: Aus Liebe, das Gute im Gegenüber zu wecken, nicht Zuschauer zu bleiben, Verantwortung zu übernehmen, gemeinsam eine Strategie zu entwickeln oder Widerstände anzunehmen und die Welt zu gestalten?
Eine positive Nutzung von Macht erfordert auch eine gewisse Demut, die Fähigkeit, Kritik zu akzeptieren, Fehler zu korrigieren und sich immer wieder zu transformieren.
Darüber hinaus sollte aber Macht nicht als alleiniges Instrument betrachtet werden, sondern als ein Werkzeug, das in Verbindung mit anderen Faktoren wie Empathie, Integrität und Teamarbeit genutzt werden sollte, um ein positives Arbeitsumfeld und eine positive Unternehmenskultur zu schaffen bzw. zu fördern.
Mein Fazit: Die Macht des Wandels
Es gibt viele Möglichkeiten, Macht positiv zu nutzen, insbesondere im Kontext von Führung und Aufsicht. Dazu gehört die Förderung von Offenheit, Transparenz und Partizipation, die Schaffung einer Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit, die Verantwortungsübernahme und die Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven und Bedürfnisse. Gleichzeitig müssen Führungskräfte und Aufsichtsorgane stets wachsam sein, um Machtmissbrauch zu vermeiden und rechtzeitig zu reagieren, wenn dieser auftritt. Der Wandel hin zu einer verantwortungsvollen Nutzung von Macht erfordert ein Umdenken und die Bereitschaft, alte Machtstrukturen aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Dies kann herausfordernd sein, aber es bietet auch Chancen für nachhaltige und positive Veränderungen.